„Austro-Daimler Pferd“: Nachbau des zweirädrigen Zugwagens aus dem Ersten Weltkrieg
Ferdinand Porsche entwickelte den einachsigen Kraftprotz – das sogenannte „Daimler Pferd“ oder auch die Austro-Daimler KP 1 – in den späteren Jahren des Ersten Weltkrieges. Es diente als Zugkopf für Kanonen oder andere Anhänger und ersetzte Protze (Karren) sowie Pferde als Vorspann für Transporte. Feldküchen, Kanonen, leichte Geschütze und andere Geräte wurden von dem mechanischen Pferd auf die Kriegsschauplätze in Galizien und Italien gebracht.
In der finalen Ausführung von 1915 wurde der Zugwagen über die Zugkupplung zwischen Motorteil und Anhänger gelenkt. Der junge Konstrukteur Karl Rabe setzte die Idee von ausfahrbaren Greifschaufeln an den Rädern erfolgreich um. Die Greifer konnten über Ausnutzung der Fliehkraft durch Schlitze in den Radfelgen ausgefahren werden.
Ein luftgekühlter 1711-ccm-Vierzylinder (Bohrung x Hub 66 x 125 mm) mit 14,5 PS bei 1400 U/min trieb den Wagen an. Am Zylinderkopf waren die Einlassventile hängend angeordnet, die Auslassventile seitlich stehend.
Die Kühlluft wurde von einem Zentrifugalgebläse auf dem vorderen Kurbelwellenstumpf auf die mit Kühlrippen versehenen Zylinder befördert. Die Antriebseinheit wurde kompakt und verwundungssteif gehalten, in dem sich beide Hälften des Aluminium-Kurbelgehäuses weit nach hinten erstreckten und auch Kupplung sowie Getriebe miteinschlossen. Eine Gelenkverbindung zwischen Zugkopf und Zuglast ließ die nötigen Lenkbewegungen zu.
Nach Kriegsende wurde das „Daimler Pferd“ überwiegend in der Landwirtschaft als Pflugvorspann eingesetzt. Es konnte mit Benzin gestartet und dann auf Petroleum umgeschaltet werden, das damals 40 % billiger war.
In den Ferdinand Porsche Erlebniswelten fahr(T)raum in Mattsee/Salzburg ist aktuell ein Nachbau des „Austro-Daimler Pferdes“ zu sehen. Zudem erwartet Sie bei einem Besuch des Oldtimer-Museums eine umfangreiche Sonderausstellung zur Geschichte der österreichischen Automobilmarke Austro Daimler in der Zeit Ferdinand Porsches.
Quellen
Ludvigsen, Karl (2010): Ferdinand Porsche – Genesis eines Genies, S. 212-217.
Bilder, © fahr(T)raum, Taro Ebihara
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