Prinz Heinrich Wagen 1910_Graf Orssich

Die ersten KFZ-Kennzeichen – Historie der österreichischen Nummerntafeln

Schon als die Fiaker noch die einzigen innerstädtischen Transportmittel waren, gab es laut einer Verordnung von 1756 Nummerntafeln für diese Pferdegespanne – zur besseren Übersicht. Eine Ausnahme stellten die sogenannten „Unnummerierten“ dar. In Wien galt es als besonderes nobel mit so einer unnummerierten Kutsche zu fahren.

„Erkennungszeichen“ / Kennzeichen für Automobile und Motorräder

Für Automobile und Motorräder wurden in Österreich die gesetzlichen Grundlagen der Kennzeichnung international gesehen erst relativ spät geschaffen. Mit einer „Verordnung des Ministeriums des Innern im Einvernehmen mit dem Finanzministerium vom 27. September 1905 betreffend die Erlassung von sicherheitspolizeilichen Bestimmungen für den Betrieb von Automobilen und Motorrädern“ wurden Erkennungszeichen für Kraftfahrzeuge ab 7. Jänner 1906 im gesamten österreichischen Teil der Monarchie vorgeschrieben; die ungarische Reichshälfte folgte erst 1910. Zum Vergleich: in der Schweiz, Italien, Frankreich, England, Holland und den meisten Bundesstaaten des damaligen Deutschen Reiches waren Nummern zur Registrierung schon in den Jahren ab 1899 verpflichtend. Ein Grund für die späte Einführung der Kennzeichenpflicht war der Widerstand der „Herrenfahrer“, die es als beschämend empfanden ihre Automobile wie Kutschen nummerieren zu lassen und von den Behörden beaufsichtigt zu werden. Im Gegenteil dazu schätzte der Österreichische Automobil Club – Vorgänger des heutigen ÖAMTC – die Kennzeichnung als sehr wichtig ein, besonders um Fluchtlenker ausfindig zu machen … und setzte sich durch.

Ab 7. Jänner 1906 musste das „Erkennungszeichen“ (Begriff „Kennzeichen“ erst ab 1910 gebräuchlich) vorne und hinten auf Auto oder Motorrad in schwarzer Schrift auf weißem Grund angebracht werden – entweder aufgemalt oder auf einer Tafel. Jedem Kronland sowie den Polizeirayonen Wien und Prag wurde jeweils ein Kennbuchstabe zugeordnet – ohne Bezug zum Ländernamen:

Sascha_Wagen_Georg Neubauer mit Georg Auer

Im Bild: ADS-R Sascha Rennwagen mit Alfred Neubauer und Georg Auer in Wiener Neustadt (1922).

  • A – Wien
  • B – Niederösterreich ohne Wien
  • C – Oberösterreich
  • D – Salzburg
  • E– Tirol
  • F – Kärnten
  • H – Steiermark
  • J – Krain
  • K – Küstenland
  • M – Dalmatien
  • N – Prag
  • O – Böhmen ohne Prag
  • P – Mähren
  • – Schlesien
  • S – Galizien
  • T – Bukowina
  • W –Vorarlberg.

Dahinter folgte die Evidenznummer – arabische Zahlen zwischen 1 und 999. Nach Ausschöpfen des Vorrates wurden zwischen Erkennungsbuchstaben und Evidenznummer römische Ziffern eingefügt, was die Lesbarkeit der Kennzeichen bald sehr unübersichtlich werden ließ (z.B. A 20, BIV 37, BXII 908). Die ersten und niedrigsten Registriernummern wurden an den Hochadel vergeben. Das allererste Kennzeichen mit der Nummer A1 wurde am 7. Jänner 1906 in Wien an Erzherzog Eugen zugewiesen.

Weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund

Die erste Änderung der Kennzeichen erfolgte mit der Verordnung vom 12. Mai 1930, bei der nicht nur die Farben der Kennzeichen nach britischem Vorbild auf weiße Schrift und schwarzen Hintergrund geändert wurden, sondern auch das System der Nummerierung auf Länderkennung und anschließend eine höchstens sechsstellige Nummer, aus der die registrierende Behörde erkennbar war (z.B. A 2.170).

Mit dem Anschluss Österreichs wurden 1939 bis 1947 die deutschen Tafeln mit neuen Kennbuchstaben verwendet, wie z.B. „W“ für Wien, „Nd“ für Niederdonau (Niederösterreich).
Nach Kriegsende wurde mit der „Kraftfahrverordnung 1947“ eine Verordnung von 1937 wiederverlautbart. Für die Kennzeichen galt: weiße Schrift auf schwarzem Grund. Die Bundesländer bzw. die Städte erhielten nun die jeweiligen Anfangsbuchstaben ihres Namens:

Neue Nummern-schilder, Auto-kennzeichen mit der Nummer 500.005, in zwei verschiedenen Formaten, Großaufnahme

Nummernschilder, Auto-Kennzeichen in zwei verschiedenen Formaten (1960). © ÖNB

  • B – Burgenland
  • K – Kärnten
  • N – Niederösterreich
  • O – Oberösterreich
  • S – Salzburg
  • St – Steiermark
  • T – Tirol
  • V – Vorarlberg und
  • W – Wien.

Die Landeshauptstädte Graz – G und Linz – L bekamen wieder eigene Kennbuchstaben.

Ab 1988 folgten viele Diskussionen rund um Farben und Sichtbarkeit – u.a. auch mit dem Künstler Friedensreich Hundertwasser, der sich für die Beibehaltung der bisherigen weißen Schrift auf schwarzem Grund einsetzte. Dennoch kam es zu einem neuen Beschluss ab 1. Jänner 1990: Die Kennzeichentafeln mussten nun schwarze Schrift auf weißem (reflektierendem) Grund aufweisen, aus Identitätsgründen oben und unten doppelte rote Linien (Staatsfarben) sowie zwischen dem Ortskennzeichen und der Zahl leicht erhaben das jeweilige Landeswappen in Farbe.

 

Austria-forum.org, Kulturwandel durch Technik / Geschichte des Autos
Fahrzeugindustrie.at, 100 Jahre Fahrzeugindustrie / Autoland Österreich
Seper, H.(1986): Österreichische Automobilgeschichte, Orac Verlag.
Technisches Museum Wien (2006): Spurwechsel. Wien lernt Auto fahren, Christian Brandstätter Verlag.
Wikipedia, Historische Kfz-Kennzeichen
Geschichtewiki.wien.gv.at, Kraftfahrzeugkennzeichen

Bildnachweis

Bild 1: fahr(T)raum Archiv, Graf Orssich und Beifahrer mit Signal Horn bei der Prinz-Heinrich-Fahrt 1910, mit gewölbten Kühler. Sie belegten den 49. Platz.

Bild 2: fahr(T)raum Archiv, Probefahrt ADS-R Rennwagen in Wiener Neustadt, 1922

Bild 3: Auto-kennzeichen mit der Nummer 500.005, in zwei verschiedenen Formaten, Großaufnahme © ÖNB , FO400697/03

 

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