Ferdinand Porsche und seine Traktoren
vom „Daimler Pferd“ zum Dieselschlepper „System Porsche“
Ferdinand Porsche befasste sich als „universelles technisches Genie“ nicht nur mit der Entwicklung von Sportwagen, sondern mit allen mechanischen Konstruktionen zur Fortbewegung. So trug er auch einen großen Anteil zur Motorisierung der Landwirtschaft bei.
Schon nach Beginn des ersten Weltkrieges entwickelte Porsche für Austro-Daimler 1914/15 das sogenannte „Daimler Pferd“ – eine kräftige Zugmaschine, die zunächst anstatt der überforderten Pferdegespanne Kanonen (vorwiegend in Galizien) ziehen sollte. Nach Kriegsende 1918 wurden diese ersten Traktoren mit 25 PS zum Ziehen von Mehrschar-Pflügen eingesetzt.
1938 begann die Entwicklung und der Bau einiger Prototypen des „Volksschleppers“ – Porsches Vision zur Steigerung der Erträge in der Landwirtschaft, Sicherung der Ernährung sowie Entlastung der Arbeitskräfte und Zugtiere. Ebenso sollte der Volksschlepper helfen bestehende Engpässe bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen zu beseitigen. Finanziert wurde das Projekt über die Deutsche Arbeiter Front, deren Leiter Dr. Ley – ein Vertrauter Hitlers – eine der größten Traktorenfabriken Europas in Waldbröl bauen wollte. Im Gegensatz zu dem Preis eines guten Pferdegespanns mit 1.200 Reichsmark durfte der Traktor nicht mehr als 1.000 Reichsmark kosten. Ferdinand Porsche nutzte das Projekt um seine drei Ziele zu verwirklichen: den Bau eines Sportwagens, eines Volkswagens und eines Volksschleppers.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 und der damit einhergehenden Benzinknappheit, entwickelte Porsche einen Schlepper, der mit Holz oder Koks betrieben werden konnte und verbaute Holzgasgeneratoren in den Volksschlepper.
1944 zog die „Ferdinand Porsche Ing. h.c. Konstruktion“ aufgrund der Bombenangriffe in Stuttgart nach Gmünd bei Villach. Mit Chefingenieur Karl Rabe wurden die Arbeiten an einem Zweizylinder-Reihenmotor für Holzgasbetrieb am Typ 113 vorangetrieben. Bis 1945/46 gab es in Österreich und Deutschland nur insgesamt knapp 67.000 Traktoren. Produziert wurden pro Jahr nur ca. 2.000 Stück, da man sich während des Krieges auf sogenannte „wehrtechnische“ Maschinen konzentrierte.
Nach Kriegsende 1946 arbeiteten rund 300 Mitarbeiter in Gmünd. Bis 1948 wurden aufgrund von Ressourcenknappheit keine Traktoren sondern Seilwinden für die Land- und Forstwirtschaft, Feldbahnen, Seilbahnen, kleine Wasserkraftturbinen, kleine Windturbinen mit Generatoren, Bergsteigerausrüstungen aus Metall-Legierungen, Skibindungen und Ähnliches produziert.
1948 konnte Porsche mit seinem Team endlich den seit langem geplanten Volksschlepper auf Basis des Typs 313 fertig planen. 1949 wurde mit der Firma Allgaier Werkzeugbau GmbH in Uhingen ein Lizenzvertrag abgeschlossen und 1950 wurde der universell einsetzbare Traktor AP 17-1 mit 18 PS bereits auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Frankfurt der Fachwelt vorgestellt. Die vielen technischen Neuheiten wie Luftkühlung, Leichtbauweise, ölhydraulische Kupplung und der konkurrenzlose Anschaffungspreis von 4.450 DM führten zur Auslieferung von 1.550 Stück der leuchtend orangen und nur 950 kg schweren „System Porsche“ bis zum Jahresende 1950. Ab 1951 folgte ein Nachfolger – der AP17-2 mit einer höheren Leistung von 22 PS und einem ergonomisch gestalteten Lenkrad.
Von 1953 bis 1955 brachte die Firma Allgaier zusätzlich eine neue, grüne Schlepperreihe auf den Markt: den A111 bis A144 (11-44 PS). Zum Jahresende 1955 stellte Allgaier die Schlepperproduktion aber aufgrund zu hoher Investitionskosten für Produktionserweiterungen ein.
1956 wurde die Allgaier Maschinenbau GmbH in die Porsche Diesel Motorenbau GmbH Friedrichshafen umgewandelt und entwickelte eine karminrote Schlepperreihe mit den Typenbezeichnungen Junior, Standard, Super und Master. Rund 120.000 Porsche-Diesel-Schlepper wurden in acht Jahren bis 1963 gebaut. Trotz erfolgreicher Verkaufszahlen wurde der Schlepperbau Ende 1963 aufgrund hoher Konkurrenz eingestellt.
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