Porsches erster Flugmotor
Ferdinand Porsche wurde nicht umsonst als technisches Universalgenie bezeichnet. Neben Automobilen, Rennwägen, Zugmaschinen und Traktoren wurde er auch für seine Erfindungen im Bereich der Aviatik berühmt. Er baute bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Flugmotoren. Beispielsweise 1909 für das erste lenkbare Luftschiff in Österreich, den „Parseval“. Er kreierte einen speziellen Vierzylinder-Motor mit seitlich in T-Anordnung stehenden Ventilen und doppelter Zündanlage. Ferdinand Porsche überwachte persönlich die Leistung seines 60 PS-starken Motors bei dem 20-minütigen Jungfernflug des „Parseval“ am 26. November 1909. Bis 1914 war das Luftschiff unterwegs, dann wurde der Betrieb aufgrund anfallender Kosten für Reparaturen als unwirtschaftlich beendet.
„Möwe“ von Ingo Etrich
1910 bereitete Porsche eine Flugausführung seines Prinz-Heinrich-Vierzylinder-Motors für das kleine Rennflugzeug „die Möwe“, gebaut von Ingo Etrich und Karl Illner, vor. Dieser schaffte 40 PS bei 1450 U/min und erzielte somit gute Flugleistungen. Leider verunglückte „die Möwe“ in Ungarn.
Erster Austro-Daimler Flugmotor
Den ersten Austro-Daimler-Flugmotor entwickelte Ferdinand Porsche Ende August 1910. Bei der ursprünglichen Ausführung des Vierzylinders wog der Motor nur 80 kg, der Hubraum betrug 3770 ccm. Er war mit 35 PS geplant, gab aber am Ende sogar 48 PS bei 1450 U/min ab. Es folgte eine Version des Motors mit auf 120mm vergrößerter Bohrung und 6333 ccm bei einer Leistung von 65 PS bei 1350 U/min, die von den Kunden präferiert wurde.
Porsches Konstruktionen wurden besonders für ihre Ausdauer geschätzt – im Gegensatz zu einigen seiner Mitbewerber aus der Flugmotoren-Branche, die nur „Fünf-Minuten-Wunder“ produzierten. Er ließ einen neuen Motor erst in ein Flugzeug montieren, wenn er zehn Stunden unter Last mit einem Propeller auf einem Prüfstand gelaufen war.
Sechszylinder-Flugmotor
Die Forderung nach höheren Motorleistungen wurde laut. Porsche stellte sich der Herausforderung und fügte seinem Motor zwei weitere Zylinder hinzu. Dieser Sechszylinder-Flugmotor wurde später als Meilenstein in der Entwicklung von Flugmotoren bezeichnet. 1917 erreichte sein Sechszylinder 225 PS bei 1400 U/min. Für die k. u. k.-Kriegsmarine entwickelte er später auch noch auf Basis des Sechszylinders seinen ersten V12-Zylinder mit 300 PS bei 1250 U /min (Serie 20000) und 345 PS bei 1350 U/min (Serie 20100).
In der Oldtimer-Ausstellung des fahr(T)raum in Mattsee/Salzburg findet am 20. Mai 2021 um 19:30 Uhr der Vortrag „Flug(T)raum“ von Koloman Mayrhofer und Sebastian Knapp statt. Dabei wird die Geschichte der beiden Flugzeuge „Hansa Brandenburg C1“, die mit einem 225 PS-Austro-Daimler-Motor ausgestattet war, und der „Klemm 20“, dem revolutionären Leichtflugzeug, erörtert. Nähere Informationen und Kartenvorverkauf finden Sie HIER.
Quellen
Text:
fahr(T)raum
Ludvigsen, Karl: Genesis eines Genies
Bildnachweis
Bilder © Ludvigsen, Karl
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